Mit Beginn der Pandemie erfreut sich die quelloffene und freie Software Jitsi-Meet immer größerer Beliebtheit. Die Software erlaubt kostenlose Videotelefonie über das Internet. Eine Anbindung an ein Telefonsystem via SIP rep. VoIP ist ebenfalls möglich. Die Vorteile liegen klar auf der Hand:
- Die Software ist nicht proprietär, also sie basiert nicht wie häufig kommerzielle Software, auf herstellerspezifischen und nicht veröffentlichten Standards. Vielmehr ist der Code für jeden, der die Software installiert, einsehbar, nachvollziehbar und beruht auf veröffentlichten Standards. Eingebaute Hintertürchen, wie das oft bei kommerzieller Software, egal ob kostenlos oder kostenpflichtig, der Fall ist, würden schnell entdeckt werden.
- Die Software ist kostenlos
- Man kann sich die Software auf einen eigenen Server installieren und behält somit die volle Kontrolle über die Datenhoheit. Böse Überraschungen, wie bei proprietärer Software, gehören hier der Vergangenheit an.
- Jitsi-Meet ist End-zu-End verschlüsselt.
Keine Angst vor ein paar Linux-Befehlen
Mit Beginn der Pandemie wuchs auch der Bedarf an Videokonferenzsystemen. Viele Bildungsinstitute, aber auch Nutzer, glaubten sich bei kommerziellen Anbietern auf der sicheren Seite. Frei nach dem Motto: „Ich bezahle und lasse meine Daten über einen Fremdanbieter laufen.“ glaubten viele, Nutzer scheinbar unbequeme Fragen und und nicht zuletzt die Verantwortung für wenige US-Dollar an irgendeinen Aktienriesen abgegeben zu haben. Für Nutzer, die ihr Web-Angebot in der Europäischen Union anbieten, sind Server außerhalb der EU wegen der seit 2018 in Kraft getretenen DSGVO ohnehin ein juristisches Minenfeld. Alles was man für den Betrieb eines Jitsi-Servers braucht, sind drei Dinge:
- Einen Linux-Server mit Root-Rechten (Es empfiehlt sich Ubuntu.)!
- Eine Sub-Domain!
- Die kostenlose Software!
- Zeitaufwand: Ich persönliche brauche mittlerweile nicht länger als zwischen 30 – 40 Minuten, um einen Jitsi-Meet Server einzurichten!
Wer außerhalb der EU, beispielsweise in den USA, ein Bildungsinstitut betreibt, kann seinen Root-Server direkt bei Digital Ocean mieten. Digital Ocean bietet vorkonfigurierte Jitsi-Meet Server von der Stange an, die man sich mit wenigen Mausklicks zusammenstellen kann. Allerdings geht es auch dort nicht ohne einige Linux-Grundkenntnisse.
Wer für Nutzer innerhalb der EU seinen Jitsi-Server anbieten will, kann sich einen vorkonfigurierten Root-Server bei einem Provider seiner Wahl für wenige Euro anmieten. Leistung und Performance entscheiden darüber, wie viele Personen gleichzeitig Videokonferenzen über den Server führen können. Mit folgender Konfiguration konnte ich problemlos bis zu 100 Nutzer gleichzeitig videokonferieren lassen: 16 GB / 8 CPUs, 320 GB / SSD. Ggf. dürfte aber auch ein Server mit geringeren Hardware-Anforderungen genügen.
Installation und Einrichtung
DISCLAIMER
Ausgehend davon, dass wir nicht wissen können, auf welchem System Sie Jitsi-Meet installieren wollen, wie die Konfiguration des Systems aussieht und wie sicher Sie im Umgang mit Linux sind, folgen Sie dieser Nachbauanleitung auf eigene Gefahr! Wir übernehmen keine Gewähr oder Haftung für evtl. entstandene Schäden. Sollten Sie über keine Fachkenntnisse in der Linux-, Webhosting- und DNS-Server-Administration verfügen, raten wir eindeutig vom Nachbau ab und empfehlen Ihnen, sich über das Kontaktformular an uns zu wenden. Unsere Fachleute helfen Ihnen gerne oder übernehmen für Sie die Installation auf einem Server Ihrer Wahl.
Wir gehen davon aus, dass der Server als LAMP-System vorliegt und eine Sub-Domain wie jitsi.example.org auf die IP-Adresse des Servers konnektiert wurde. Wir loggen uns als root oder über sudo per SSH auf den Server ein. Auf die Details der Linux-Verwaltung werde ich an dieser Stelle nicht eingehen, sondern setze sie voraus.